Kirche Oberschlema
Kirche und Pfarrhaus in Oberschlema
von Dr. Oliver Titzmann
Oberschlema unterstand seit seiner Gründung im späten 12. Jahrhundert dem Klösterlein Zelle. Von dort aus erfolgte auch die kirchliche Betreuung des Ortes. Vermutlich in einer kleinen Kapelle am Eingang des Silberbachtales, deren Standort nicht bekannt ist, fand der Gottesdienst für die wenigen Einwohner statt. Im Jahre 1511 erhielt Oberschlema ein eigenes Gotteshaus, das etwa dort stand, wo sich heute am Rande des Kurparks die Karl-Tetzner-Brücke über die Schlema befindet. Damals war ja das ganze Tal zwischen dem heutigen Feuerwehrdepot, dem Kurpark und dem Zechenplatz dicht besiedelt. Hier lag einst das alte Oberschlema mit seinen wenigen Hundert Einwohnern. Und mit seiner Kirche.
Diese wurde während eines schweren Hochwasser im August 1573 völlig zerstört. Die wertvolle große Kirchenglocke, die ursprünglich aus dem Klösterlein Zelle stammte und nach dessen Auflösung mit weiteren sakralen Gerätschaften nach Oberschlema gegeben worden war, wurde von den Fluten hinweggetragen und war Jahrhunderte lang nicht mehr auffindbar. Erst 1934 stießen Arbeiter bei Schachtarbeiten in der Höhe des heutigen Feuerdepots auf die tief verschüttete Glocke. Ein Kirchenneubau erfolgte an anderer Stelle talaufwärts, dieser Standort liegt heute verschüttet unter dem Damwildgehege im Kurpark, und war größer und schöner als sein Vorgängerbau.
Die erste Pfarre, 1528 in Fachwerk gebaut und neben der alten Kirche stehend, wurde nur beschädigt und konnte aufgebaut werden. Weitere Hochwasser der Schlema, 1603 und 1649, beschädigten den neuen Kirchenbau zwar schwer, zerstörten ihn aber nicht. 1719 musste die Kirche erweitert werden, da die Einwohnerzahl stark angewachsen war. 1787 bekam das Gotteshaus einen neuen Turm in Form eines für das Erzgebirge typischen Dachreiters und 1811 neue Glocken, die schon 1897 erneuert und 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, eingeschmolzen werden mussten. 1894 erhielt die Kirche einen zweiten Friedhof auf den Pinkeswiesen am Eingang des Silberbachtals. Mit der großen und im Inneren sehr umfassenden Erneuerung 1896/97 war die Oberschlemaer Kirche in einen baulich besten Zustand gebracht worden. Auch die 1846 neu erbaute Pfarre erstrahlte nun wieder in altem Glanz.
Genau im Kurzentrum des im frühen 20. Jahrhunderts rasant sich entwickelnden Radiumbades Oberschlema erlebte die Kirche mit ihrer Gemeinde die Blütezeit des Ortes und 1953 auch dessen Untergang in den katastrophalen Folgen des Uranbergbaus der SAG Wismut. Direkt unter dem Gotteshaus sprudelten einst die weltstärksten Radonquellen und dort befanden sich dann auch Schacht an Schacht und Stollen an Stollen. In der schon vom Einsturz bedrohten Kirche fand am 6. Januar 1952 der letzte Gottesdienst statt; Monate später mussten sie und das Pfarrhaus abgerissen werden. In einer notdürftigen Barackenkirche am Steinbruchweg fand im März 1952 wieder ein Gottesdienst statt.
Im Herbst des gleichen Jahres erfolgte am Quarzweg die Grundsteinlegung für den Kirchen- und Pfarrhausneubau, der am 13. Dezember 1953 der Kirchgemeinde mit einem Gottesdienst übergeben werden konnte. Das Kirchgestühl, die Glocken und einige wenige Ausrüstungsgegenstände konnten von der alten in die neue Kirche überführt werden. Die große Außenuhr des abgebrochenen Oberschlemaer Kurhotels bildete nun die Turmuhr des modernen Kirchenbaus. Ein neuer Friedhof am Waldrand oberhalb der Kirche ersetzte die 1953 und 1970 aufgegebenen Friedhöfe unten im Tal. Der Name der neuen Oberschlemaer Kirche lautet „Auferstehungskirche“ und meint neben dem Glauben an die Auferstehung auch das Schicksal der Oberschlemaer Kirchgemeinde und ihres Gotteshauses. In dieser Tradition steht es heute noch.
Kirche Niederschlema
Kirche und Pfarrhaus in Niederschlema
von Dr. Oliver Titzmann
Das über 850 Jahre alte Niederschlema gehörte seit seiner Gründung kirchlich zu Zelle und dem dortigen Kösterlein. Lediglich eine kleine Feldkapelle erhob sich auf der Anhöhe nahe des ehemaligen Casinos in Niederschlema, welche die Zeller Mönche betreuten. Das baufällige Gebäude musste um 1760 abgetragen werden.
Als das benachbarte Oberschlema 1511 eine eigene Kirche erhielt, wurde den Niederschlemaern freigestellt, die Kirche und den Friedhof in Oberschlema oder in Zelle zu nutzen. Erst 1827 erfolgte die Einpfarrung Niederschlemas nach Oberschlema. Doch schon am Ende des 19. Jahrhunderts war durch die starke Industrialisierung des Ortes und das rasche Anwachsen der Einwohnerzahl der Wunsch entstanden, ein eigenes kirchliches Gemeinwesen in Niederschlema schaffen zu wollen.
Im Sommer 1896 trennten sich die Niederschlemaer ab und riefen eine eigene Kirchgemeinde ins Leben. Zunächst musste der Grundbesitz für eine Kirche mit Gottesacker erworben werden, was nur mit den Niederschlemaer Industriellen möglich werden konnte, die sich mit großen Geldbeträgen engagierten. Der Architekt Grothe entwarf einen schmucken Kirchenbau nebst Friedhofskapelle, Baumeister Görling übernahm die Bauausführung, Bierling aus Dresden goss die Glocken und Müller aus Werdau baute die Orgel. Künstlerische Arbeiten in Sandstein und ein ansprechendes Altarbild in Öl ergänzten die umfangreichen Investitionen von (umgerechnet) insgesamt rund 1,5 Mio. Euro. Im September 1898 wurde der Grundstein gelegt, im Februar 1899 Richtfest gefeiert, im Mai 1899 zum ersten Mal die Glocken geläutet und am 3. Dezember 1899 konnte das Gotteshaus der Gemeinde übergeben werden.
Die Presse feierte den Kirchenneubau in Niederschlema als einen der schönsten Sachsens. Der Kirchturm steht vom Haupthaus leicht versetzt, so dass auch der große Giebel des Kirchenschiffs, mit bemerkenswerter künstlerischer Ausschmückung versehen, ins Tal hinab grüßen kann. Der an sich in neogotischen Formen gehaltene Kirchenbau trägt schon vereinzelt Elemente des damals immer populärer werdenden Heimatstils, der sich vor allem im Inneren des Gotteshauses voll entfalten kann. So verzieren nicht nur statische Dekorelemente das Kirchenschiff, sondern viel mehr Ranken und Blätter in einer selten zu sehenden grünenden Ausmalung, die dem Wort der Auferstehung auch eine optische Ausdruckskraft verleiht. Neogotisch bleiben lediglich der Altar, das hohe Gewölbe der Apsis und die Buntglasfenster.
Betreut wurde die Kirche in Niederschlema vorerst weiterhin von Oberschlema aus. Der Wunsch, einen eigenen Pfarrer bekommen zu wollen, wurde mit der Schaffung einer eigenen Parochie im Juli 1913 immer größer, doch das zum Wohnen zur Verfügung gestellte unzumutbare Zimmer nahe des Rathauses unten im Dorf ließ jeden Bewerber sofort abwinken. Der Kirchenvorstand beschloss, ein großzügiges Pfarrhaus zu errichten, um dem Umstand abhelfen zu können. Im Oktober 1915 wurde im Hang unterhalb der Kirche der Grundstein gelegt, im November das Richtfest begangen und am 17. Juli 1916 konnte der erste Niederschlemaer Pfarrer, Karl Richard Berger, der am 25. Januar 1914 ordiniert worden war, mit seiner Familie das neue Pfarrhaus beziehen.
Beide Gebäude, Kirche und Pfarrhaus, erlebten in den folgenden Jahrzehnten die Stürme der Geschichte, verloren zweimal ihre Glocken, dazu kamen zwei Weltkriege und zwei Diktaturen, die versuchten, das kirchliche Leben zu bedrängen, so wie es auch Ende der 1940er Jahre der Uranbergbau der SAG Wismut tat und mit seinem Großschurf in unmittelbarer Nähe sogar die Existenz des Kirchenbaus bedrohte. Nicht ohne Grund erhielt das Gotteshaus 1950 den Namen Martin Luthers im Sinne seines Liedes: „Ein feste Burg ist unser Gott“.
Kirche Wildbach
Kirche Wildbach
von Stefan S. Espig
Die Gründung unseres Dorfes Wildbach wird auf das Jahr 1157 datiert und basiert auf Untersuchungen zur Besiedlungsgeschichte des Muldentals sowie der Schönburgischen Herrschaften. Für dieses genaue Jahr existiert jedoch bis heute kein gesicherter Nachweis.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war „Wiltpach“ als Filialkirche von Thierfeld verzeichnet und gehörte zum Archidiakonat Muldenland, das von Naumburg aus verwaltet wurde. Ab dem Jahr 1539 wurden unser Dorf und Langenbach zu einer gemeinsamen Kirchgemeinde zusammengelegt, die von Wildbach aus durch einen Pfarrer betreut wurde. Diese Doppelgemeinde bestand bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2005 fort.
Der erste namentlich bekannte evangelische Geistliche war Matthias Gering aus Auerbach im Vogtland, der 1549 sein Amt in Wildbach antrat. Schon damals und bis zum Jahr 1837 war unsere Kirchengemeinde Teil der Ephorie Waldenburg.
An der Stelle der heutigen Kirche stand vor der umfassenden Erneuerung zwischen 1804 und 1806 ein Vorgängerbau, der noch aus „vorreformatorischer Zeit“ stammte. Ein Hinweis darauf ist, dass in den Gerichtsakten über Wildbach, die bis ins Jahr 1514 zurückreichen, kein Eintrag über einen Neubau einer Kirche zu finden ist.
Bereits seit der Gründung des Dorfes existierte eine kleine Kirche, vermutlich in Fachwerkbauweise errichtet. Dies lässt sich durch die vergleichsweise große Pfarrhufe unmittelbar neben dem Kirchenstandort belegen. Ein möglicher Hinweis auf einen Kirchenneubau ist die Marienstatue, die als einziges Relikt aus dem alten Gotteshaus erhalten blieb, das zwischen 1804 und 1806 erneuert wurde. Diese Statue wurde auf etwa das Jahr 1310 datiert. Es ist denkbar, dass das hölzerne Kirchlein um diese Zeit durch die neue „St. Marienkirche zu Wildbach“ ersetzt wurde. Diese Annahme stimmt mit den Berichten von Zeitzeugen überein sowie mit dem Zustand der vor 1804 abgebrochenen baufälligen Kirche, die am Ende nicht einmal mehr über einen Turm verfügte; die Glocke hing in einem separaten Schuppen neben dem Kirchengebäude. Die alte Decke war mit 35 einzelnen Tafeln ausgestattet, jeweils etwa 3,5 Ellen lang und von Leisten eingefasst. Zwischen den Tafeln verliefen dekorative Friese. Im Jahr 1669 ließ der Künstler Johannes Steinherr diese getäfelte Decke kunstvoll bemalen: Der Fries war blau-weiß gestaltet, die Leisten wurden „geförnißt“, während die Tafeln biblische Szenen und Figuren zeigten. Zudem wurden an den vier Ecken, wo die Tafeln zusammentrafen, Rosen und Kugeln vom Drechsler angebracht, die mit Blattgold überzogen waren.
Ab etwa 1730 besuchten auch die Bewohner des neu entstandenen Dörfchens Stein gegenüber der Burg Stein die Gottesdienste in der Wildbacher Kirche.
Bereits um 1750 gab es Überlegungen zum Neubau der Kirche; diese Pläne wurden jedoch in den folgenden fünf Jahrzehnten immer wieder verschoben – bedingt durch Kriege, steigende Kosten sowie den Kirchenneubau in Langenbach in den Jahren 1754/55.
Zwischen 1804 und 1806 wurde schließlich die heute noch bestehende Kirche errichtet, gelegen auf einer Höhe von 394 Metern über dem Meeresspiegel. Aufgrund des starken Verfalls war bereits 1764 der alte Turm abgetragen worden und im Jahr 1779 musste das Kirchenschiff abgestützt werden. Als Baumaterial dienten teilweise Steine des Vorgängerbaus sowie Materialien von der nahegelegenen Ruine Isenburg oberhalb der Mulde. Die Kirche beeindruckt durch ihren nach Westen ausgerichteten Turm mit einer Höhe von 52 Metern sowie eine Länge von 26 Metern, eine Breite von 13 Metern und eine Innenhöhe von etwa zehn Metern. Trotz ihrer Größe vermittelt sie einen einladenden und freundlichen Eindruck. Die Einweihung der neuen Wildbacher Kirche fand am 19. Oktober 1806 statt, dem 20. Sonntag nach Trinitatis.
Im Jahr 1867 erhielt der Turm eine neu gegossene Kirchenglocke. Während einer Innenrenovierung im Jahr 1888 wurden zahlreiche gestalterische Veränderungen vorgenommen: So wurde der Altarbereich erweitert, indem jeweils zwei Frauenstände entfernt wurden; dieser Bereich wurde zudem durch Aufschüttung um circa 20 Zentimeter gegenüber dem Schiff angehoben und durch eine hölzerne Brüstung vom Kirchenschiff abgetrennt; auch der Altarauftritt wurde entsprechend erhöht. Nachdem sämtliche aufgestrichene weiße Farbe vom Holzwerk mühsam entfernt worden war, blieb das Holz in seiner natürlichen Farbe erhalten und wurde lediglich mit Firnis behandelt. Die Decke erhielt über Schiff und Altar einen himmelblauen Anstrich, gegliedert in drei Felder und mit symbolischen Figuren verziert. Der gesamte Fußboden wurde neu gestaltet; insbesondere erhielt der Altarbereich ein reich ausgestattetes Mosaik ebenso wie die Vorhalle, welche mit einer Rohrdecke versehen wurde und eine Inschrift trägt:
„Betet an den Herrn im heiligen Schmuck; es fürchte ihn alle Welt!“
Eine weitere umfassende Renovierung mit Erneuerung des Putzes sowie Reparaturen am Dach und Turm erfolgte im Jahr 1963. Nach der Wende waren erneut Baumaßnahmen notwendig, darunter eine teilweise Erneuerung des Dachstuhls. Nach Auflösung der Parochie Wildbach-Langenbach im Jahr 2006 wurde die Wildbacher Kirchgemeinde nach Bad Schlema eingepfarrt. In den Jahren 2012 bis 2013 konnte eine umfangreiche Innenrenovierung durchgeführt werden. Nunmehr, fast zweieinhalb Jahrhunderte nach ihrer Weihe, steht für das Jahr 2025 eine umfassende Restaurierung des Kirchturms an.
(mehr historisches unter www.wildbach-erz.de)
Der Kirchturm Wildbach wird aktuell gebaut. Es erfolgt eine grundlegende Instandsetzung des gesamten Kirchturms (innen und außen) sowie die Schaffung von Nistkästen für Dohlen in Höhe der Glockenstube. Außerdem sollen Kameras im Turm und ein Tablet im Eingangsbereich für einen virtuellen Turmaufstieg und für die Beobachtung des Nistens der Dohlen angebracht werden. Des Weiteren sollen neue Außenleuchten vom Zugangsbereich bis zur Kirche eingebaut werden.
Finanziert wird der Bau mit Mitteln aus dem ELER.